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Trückligruppe Adelboden

Das Anfertigen von Zündholzschachteln, auch „Holzspan- Trücklen“ genannt, ist ein altes Handwerk, das bereits vor mehr als hundert Jahren hier im Engstligental, im Berner Oberland, in Heimarbeit ausgeführt wurde. Der Verdienst war damals sehr gering. Die Familien waren kinderreich, und oft lebten noch Verwandte und Grosseltern mit unter einem Dach. Auswandern nach Amerika wollte der Adelbodner aber auch nicht, denn er liebte sein schönes Tal zu sehr. Lieber nahm er einige Not und Ungemach auf sich, um nie das Abendrot über dem stolzen grossen Lohner oder die Pracht des Wildstrubels mit seinem ewigen Schnee missen zu müssen.

Da brachte im Jahr 1867 Hauptmann der Artillerie und Grossrat Rieder das Trücklen ins Tal und damit einen willkommenen Nebenerwerb. Es brauchte sehr viel Fleiss und Geschicklichkeit dazu, doch die besass der Adelbodner immer. War der Verdienst auch nur klein, so half das Trücklen doch vielen Familien, sich über Wasser zu halten.
Mein über 90 Jahre alter Vater hat oft vom Trücklen erzählt, Wie die Ganze Familie bis in die späte Nacht hinein bei schlechtem Tranlicht, später bei Petroleumtägel oder Laternenlicht, arbeiten musste bis alle Trückli fertig und in Hutten und Säcken verpackt waren. Jede Woche mussten die Trückli in aller Frühe auf einer Wegstrecke von vier Stunden zum Zündwarenfabrikanten nach Frutigen gebracht werden, Für 1000 Trückli zahlte der Fabrikant 70 Rappen, später einen Franken. Oft mussten die Leute noch Ware an Zahlung nehmen wie Fett, Mehl, Mais, Salz und vor allem Schwefelfarbstoff zum Streichen der Trückliböden.

Eine Familie mit vier Kindern brachte es an die 6000 bis 8000 Trückli pro Woche, und das nur mit viel Fleiss. Arme, kinderreiche Familien, die kein eigenes Land, keinen Berg- oder Waldanteil besassen, erhielten von einem Bergvogt (Verwalter einer Bergkorporation) eine Losholztanne zugeteilt, woraus sie ein ganzes Jahr Trückli machen konnten. Das Holz wurde im Herbst gerüstet und dann im Winter nach Hause geschlittnet.

Wie kam es nun, dass das Trücklen in unserer heutigen Zeit wieder aufkommen konnte? 1972 feierte man 100 Jahre Kurort Adelboden unter dem Motto: Einst und jetzt. Da kam auch die Sprache auf das einstige Trückli Handwerk. In der Folge bildete sich eine Gruppe, welche mit dem Werkzeug von einst wieder Trückli fabrizieren wollte, Im 75 jährigen Christian Burn fand man den Mann, der noch wusste wie das Trücklen vor sich ging.

Erst suchte er überall nach dem alten Werkzeug, welches er auch fand, doch infolge verlotterten Zustands manchmal erst instand stellen musste. Seine 70 jährige Frau Süsi, die auch Freude am alten Handwerk bekam, ging ihrem Mann überall an die Hand. Dann ging es noch darum, schindelspaltiges Holz einzuhandeln, das Christian auch bald bekam, es in gleich lange Stücke zu schneiden und zu spalten, dass man nach zwei Monaten sagen konnte: Jetzt kann die Arbeit losgehen! Einer der Leute, Hans Bircher, Bauer und Chronist, brachte noch einen alten Stanz- und Schneidstuhl bei, Er und Walter Däpp wurden sodann als Hobler bestimmt, Zum Stanzen, „„Bödelen“ (Einsetzen der Bödeli) und Streichen wurden noch drei Frauen gesucht, welche man in Ruth Däpp und Käthi und Theres Mettler fand. Zwei Buben halfen beim Abnehmen der Späne.

Alle bekamen Freude am Trücklen, und so wurden nun an vielen Abenden Trückli hergestellt. Dabei wurde wie früher gesungen und geplaudert, und man erzählte sich Gespenstergeschichten, bis man sich kaum mehr auf den nächtlichen Heimweg wagte.

Natürlich gab es auch Leute, die uns belächelten und sich über uns lustig machten, Doch bald mussten auch sie einsehen, dass das Trücklen gar keine so dumme Sache war.
Es hat viel Zeit und Arbeit gekostet, bis uns dieses Handwerk besser von der Hand ging. War der Beginn auch mit Kosten verbunden, so hat uns doch unser Idealismus zum guten Gelingen verholfen.

Heute besteht nun, nach längerer Beratung über den Namen unserer Gemeinschaft, die „Trückligruppe Adelboden.«

Geschrieben im Jahr 1972 von Hans Pieren (1918-2005), nach der Erzählung von Käthi Mettler (1915-1992).

Kontakt: Christine Hager
Brunniweg 2
3715 Adelboden
Tel. 079 371 68 34
hager.christine77@gmail.com

 

 

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